Pfr. István Gegö: Brief zum Abschied

Liebe Gemeinden, Liebe Mitmenschen,

die letzten fünf Jahre durfte ich „bei Euch“ als Krankenhauspfarrer und Pfarrvikar in Sindelfingen, Dagersheim und Darmsheim wirken.

Die zahlreichen Begegnungen, die ich dabei machen durfte, empfand ich als Geschenk. Höhen und Tiefen des menschlichen Lebens habe ich erlebt, sei es im Krankenhaus oder in den Gemeinden. Aber immer wieder konnte ich Gottes Kraft spüren, die mich getragen hat.

Ich gestehe Ihnen, dass es für mich nicht leicht ist, Sindelfingen, Dagersheim und Darmsheim zu verlassen. Und nicht alle Menschen, Jugendliche und Kinder, die ich zurücklasse, verstehen den Schritt, den ich vollziehe.

Ich vertraue aber darauf, dass Gott den ganzen Weg meines Lebens kennt, ich/wir/Sie nur den nächsten Schritt.

Danken möchte ich allen, mit denen ich zusammen arbeiten durfte! Sei es im Pastoralteam in den Pfarrbüros oder auf Gemeindeebene. Ganz besonders sage ich danke an alle Ministrantinnen und Ministranten in der Seelsorgeeinheit: Ich gehe nicht, weil ihr nicht genug gut seid.

Nein, als leitender Gemeindepfarrer möchte ich die Kirche der Zukunft gestalten. Ich werde dies zukünftig in Weikersheim und Creglingen tun. Ihr Minis und Sie alle als Gemeindemitglieder, sollen nach wie vor die Kirche vor Ort gestalten.
Wenn Ihr/Sie das nicht tun, bleibt die Kirche eben ungestaltet mit fadem Gesicht. Gottes Gesicht wird aber seine Strahlkraft trotzdem nicht verlieren!

Bevor ich noch viele Worte mache, lasse ich stellvertretend für mich Dietrich Bonhoeffer zu Wort kommen. Er bringt auf den Punkt, was ich noch zu Euch/Ihnen sagen möchte:

„Zunächst: es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten; das klingt zunächst sehr hart, aber es ist zugleich ein großer Trost, denn indem die Lücke wirklich unausgefüllt bleibt, bleibt man durch sie miteinander verbunden.
Es ist verkehrt, wenn man sagt, Gott füllt die Lücke aus; er füllt sie gar nicht aus, sondern er hält sie vielmehr gerade unausgefüllt und hilft uns dadurch, unsere alte Gemeinschaft miteinander - wenn auch unter Schmerzen - zu bewahren.
Ferner: je schöner und voller die Erinnerungen, desto schwerer die Trennung.
Aber die Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie ein kostbares Geschenk in sich.
Man muss sich hüten, in den Erinnerungen zu wühlen, sich ihnen auszuliefern, wie man auch ein kostbares Geschenk nicht immerfort betrachtet, sondern nur zu besonderen Stunden und es sonst nur wie einen verborgenen Schatz, dessen man sich gewiss ist, besitzt, dann geht eine dauernde Freude und Kraft von dem Vergangenen aus.“ (Dietrich Bonhoeffer, Widerstand und Ergebung)

Ihr István Gegoe, Krankenhauspfarrer